Sangha - Gemeinschaft


 

Die kollektive Entzückung, Anhänglichkeit, Schwelgen im Gemeinschaftsgefühl, die Mystik des Fussballstadiums ist zwar ein Zusammensein, aber nicht Sanga (heilige Gemeinschaft). …

 

Man fühlt sich Einsam… das ist die zwangsläufige Folge einer Abtrennung der Beziehung zu Krishna… Der daraus resultierende Überlebungskampf nennt man im Alltagsbewusstsein „sein eigenes Leben“.

 

Der Einsame hat sich isoliert von einer Intensivität, von einer brennenden Nähe. Wenn man diese brennende Nähe mit Gott nicht aushalten will, dann ist die Anhänglichkeit in einer Gruppe, die Zusammenkunft mit anderen Menschen, nicht Gemeinschaft, sondern Ausflucht und Vermeidung.

 

Soziales Zusammensein ist eine Anstrengung, da es nicht auf dem inneren Vermögen zum Allein-sein fusst. Sanga ist nicht Geselligkeit und Aufgehobenheit in lähmender Gewohnheit, und auch nicht die Sicherheit im Rudel.

 

Wahres Zusammensein beruht auf der Fähigkeit zum inneren Ledigsein von allem. Ledigkeit ist die Bedingung für Empfänglichkeit.

 

Alleinsein wird meistens äusserlich verstanden… dieser Körper ist allein und kein anderer Körper ist in Sicht.

 

Das innere Verständnis von Alleinsein birgt eine grosse Herausforderung: das Erkennen, dass es tatsächlich darum geht, dass man jede vermeintliche Orientierung nach aussen aufgibt. Man benötigt das Festhalten an Strohalmen nicht, um zu überleben. Und man lässt sich ganz nach innen fallen, Sri Krishna ergeben. Man lässt sich ein auf einen Raum, der einen zuerst unbekannt und fremd ist.

 

„Wer nicht allein sein kann, der hüte sich vor Gemeinschaft“, meint Dietrich Bonhoeffer. Wenn man es mit sich selber nicht aushält, ist der Gang in die Gemeinschaft eine Fluchtbewegung, die nicht zur Gesundung, sondern in vergrösserte Abhängigkeit führt.

 

Eine spirituelle Gemeinschaft ist nicht ein geistliches Sanatorium, in der man bequemen Unterschlupf finden könnte. Im brennenden Wunsch der Selbstbegegnung, dem alle anderen Wünsche unterstellt werden, eröffnen sich Weggefährten, mit denen Sanga, Weggefährtschaft und gegenseitige Unterstützung ganz natürlich einfach erfolgt.

 

Da existiert Gemeinschaft – Verbundenheit mit allem. Da ist natürliches Zusammensein ohne Anstrengung, in umschwänglicher Freude. Niemand stellt eine Konkurrenz dar.

 

Wenn dort jemand in einen Baum schneiden würde, würde ich hier bluten. In diesem Verständnis von Sanga, Verbundenheit, versteht man auch die Notwendigkeit des Vegetarismus.

 

„Die Weisen sehen das Gleiche in einem wissenden und demütigen Brahmana, in einer Kuh, im Elefanten, in einem Hund und in einem Hundeesser.“ (Bhagavad Gita 5.18)

 

Weisheit führt zur Samatva, Gleichmut und Gelassenheit. Man wird disinteressiert an den Bewertungen der Unterschiedlichkeiten in der Wandelwelt.

 

In diesen Momenten schaut man hinter den Schleier der Phänomene und weiss ganz genau: ich will keine Karriere, ich will nicht Reichtum, ich will nicht Bequemlichkeit und Konvention…. Das Wachsein brennt – und man sieht weit weg im Gegensatz dazu die Wandelwelt.

 

Doch die meisten haben dann wieder Phasen, wo man lieber schlafwandelt, wo man so sein möchte, wie die anderen. Doch auch inmitten der Anpassung im Leben der Konvention erwacht irgendwann die Sehnsucht wieder: „ich will die Wahrheit und nichts anderes!“

 

Alle Menschen haben Momente des Aufwachens – und waren dann wieder erfolgreich im Zudecken. So treibt man wieder an der Oberfläche und kämpft eines kleinen Glückes willen ums Überleben. Dann hat man Berufs-glück, Erfolgs-glück, Reise-glück, Sex-glück, Erfolgs-glück, Religionszugehörigkeitsglück, Befriedigungs-glück – alles Strategien, um die Maske aufrecht zu erhalten.

 

Fühlt man den Schrei nach Freiheit? Unendliche Freiheit – und nicht die verbürgerlichte Version davon….

 

Da sind wir zusammen. Da beginnt spirituelle Gemeinschaft.

 

 

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