Einfachheit


 

Wir alle kommen völlig besitzlos in diese Welt hinein und scheiden wieder aus ihr heraus entbehrt von allem Eigentum. Doch die Zeit dazwischen verbringen wir verbissen damit, Dinge in den Einflussbereich unseres Besitztums hinein zu scheffeln.

 

Die Erkenntnis dieser Fragwürdigkeit darf einem auf der anderen Seite aber nicht in die Lethargie abzugleiten lassen. Doch die Simplizität und Reduktion auf das wirklich notwendige, Körper und Seele zusammen zu halten, schenkt einem inneren Freiraum für die Seele. Die Lebensenergie, welche durch die Einfachheit gespart wird, darf nun eingesetzt werden zur Erfreuung des göttlichen Paares. Radha und Krishna.

 

Die ökonomische Grundlage zum Überleben zu beschaffen ist eigentlich nicht ein leben-füllendes Unternehmen, sondern eine Nebensächlichkeit, die unsere eigentliche Lebensaufgabe nicht wesentlich tangiert oder einschränkt. Sie ist im Gegenteil ein aktives Feld, in welchem die Bestandhaftigkeit unserer Spiritualität getestet wird.

 

Wenn man die Welt mit den Augen der Einfachheit betrachtet, wird einem so vieles enthüllt.

 

Wir brauchen nicht noch mehr Ansichten, Klänge, Düfte und Stimulus für die Sinne. Nicht noch mehr Gedanken. In der Stille der Reizlosigkeit, von der wir oft weglaufen, wohnt eine feine Freude inne, die man als tiefer und substanzieller empfindet als die Aufwühlung durch Sinnenimpulse.

 

Was wir suchen findet sich nicht in immer mehr visuellen Eindrücken oder Tönen oder Geschmäckern und Geistesgütern, sondern in der lebendigen pulsierenden Wirklichkeit, die in diesem Moment zugänglich ist und der wir mit Weisheit und Verstehen begegnen dürfen.

 

Stellen wir uns vor, lange Zeit von unserem Heimatland, unseren geliebten Freunden, vielleicht sogar von unserem Planeten als Astronaut im Weltraum, getrennt gewesen zu sein. Wie ausserordentlich wäre es, einfach zurückzukehren und die frische Frühlingsluft zu atmen, unsere Füsse auf dem Erdboden zu spüren, die Geburt eines Kindes zu erleben oder das Dahinscheiden des Geistes an Jemandes Totenbett. Je intimer wir das anrühren, was gegenwärtig ist und durch dieses Tor die pulsierende Wirklichkeit hinter allen Erscheinungen ahnen, umso weiter werden sich unsere Herzen öffnen und eine innere Leichtigkeit und Freiheit darf aufblühen.

 

Das Wirrwarr unserer Leben verblendet uns für die Einfachheit um und in uns. Zu oft lassen wir uns von unseren eigenen Ansammlungen und Errungenschaften in Ketten legen. So lebt man in Angst vor Verlust, entwickelt komplexe Strategien gegen Versagen und Benachteiligung. Diese Bürde hindert einen daran, mit leichtem Herzen zu gehen. Den Lärm, den man durch seine eigene Geschäftigkeit erzeugt hat, macht einen taub für das Wunder der Einfachheit und Stille.

 

 

 

Die moderne Kultur setzt Einfachheit fälschlicherweise mit Entbehrung gleich und strebt danach, Leben und Denken mit Objekten, Informationen und Zerstreuungen anzufüllen. Stille und Simplizität sind einem ungeheuer geworden, da man sie mit Fehlen und Mangel gleichgesetzt hat.

 

Wenn wir wissen möchten, wie viele unnötige Requisiten wir durch unser Leben schleppen, brauchen wir uns nur einmal dieser erfüllten Stille auszuliefern und sich darin ehrlich zu fragen, was einem nun effektiv fehle.

 

 

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