In jeder Gemeinschaft gibt es Strukturen des Miteinander, die sich mit der Zeit verfestigen.
Doch für ein waches Miteinander gilt es genau diese immer wieder zu untersuchen und hinterfragen.
Dazu ein kleiner Artikel von www.radhe.ch:
Wenn die Auffassungen des Lehrers über alles gehen, wenn die Schüler ihm jeden Wunsch von den Lippen ablesen, wenn kritische Fragen dem Lehrer gegenüber ausgeschlossen werden oder nicht gerne gesehen werden, und er kein sachliches Feedback erhält, kann es schnell geschehen, dass es um Kontrolle geht, in der Meinung, es sei zu ihrem Besten. In Isolation von der Welt, Gleichgestellten und Freunden, nur umgeben von Personen, die einen für heiliger halten, als man effektiv ist, geschieht eine Inflation des Selbstes, das sich in eigenen Vorstellungen schwelgt.
Die anfängliche Suche nach Selbstverwirklichung ist an dem Punkt für Guru und Schüler zur Selbstentfremdung geworden.
Weisheit wird dann mit unbewusster Machtausübung verwechselt, Liebe wird Belohnungsmittel.
Wenn spirituelle Lehrer ihre Rolle missbrauchen, tun sie das meist nicht aus böser Absicht heraus. Umgeben von Schülerscharen, die ihn für vollkommen halten, glaubt er mit der Zeit selbst an die über ihn verfasste Pressemitteilung und identifiziert sich mit der ihm übertragenen Heiligen-Rolle. So wächst der kollektive Wahn, von Lehrer und Schüler gleichermassen gefördert, jeweils in bester Absicht. Aber in diesem unrealistischen Erwartungsklima kann ein Lehrer leicht über die Stränge schlagen.
Unsere patriarchalen Gesellschaftsstrukturen tragen da noch zusätzlich bei. Wir wurden konditioniert, zu Autoritäten aufzublicken und unserem eigenen Körper und dem eigenen Gewissen zu misstrauen. Eigenständiges Denken ist nicht beliebt. Also hat man sich daran gewöhnt, denen zu folgen, die es besser wissen. Viele Gemeinschaften basieren auf dem Wunsch ihrer Mitglieder, in dieser verwirrenden Welt von einer starken Hand zur Wahrheit geführt zu werden, ohne selbst verstehen zu müssen wie.
Idealisierung und Isolation führen zu kollektiver Verdrängung. Das Idealisieren macht blind für die Tatsachen, und die Isolation bedingt, dass einen niemand auf diese aufmerksam macht. Das krankmachende System erhält sich selbst. Manchmal ist der Grad der Verdrängung in spirituellen Gemeinschaften schockierend, insbesondere für jemanden, der von aussen einen unvoreingenommenen Blick auf sie wirft.
Es gibt Verdrängungen bezüglich der sektenähnlichen Züge der Lehre und auch Verdrängungen bezüglich der Blindheit der Anhänger, die zugunsten des spirituellen Systems ihr eigenes Denken aufgegeben haben.
Vom Missbrauch der Lehrerrolle wird in den meisten Traditionen gewarnt. Trotzdem können sich viele Mitglieder kaum vorstellen, dass diese Warnung auf ihre Gemeinschaft zutrifft. So wie Ikarus, der in seiner Flugbegeisterung die Worte seines Vaters vergass. Der Mensch ist kaum weniger zum Selbstbetrug fähig als zum Erwachen. Da die Infragestellung des Lehrers unangenehm ist, und weil sie einen mit dem eigenen Schatten in Verbindung bringt, wird der Missstand lieber verdrängt und weitergemacht wie bisher.
Es gibt oft eine Verwechslung von Charisma und Weisheit. Wer über eine besondere Ausstrahlung verfügt, muss nicht gleich weise sein. Umgekehrt muss Weisheit nicht gleich grosses Aussehen erregen – sie kann sich in einem ganz bescheidenen Leben manifestieren.
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