Stille-Retreat im Ashram


Man beginnt zu erkennen, dass die Schwerheit des Gemütes ihre Ursache nicht in den erlebten Umständen hat, sondern im Vermeiden innerster Stille.

Man wird unruhig, weil man Wesentliches versäumt, weil man die Ahnung in sich trägt, endlose Zeit zu verleben, ohne auf die Lebensbestimmung hinzuzugehen.

 

Viele Menschen leiden an dem Tempo, an der Komplexität und Veräusserlichung der modernen Welt. Der Mensch leidet an zunehmend erlebter innerer Leere, gefühlt als Sinnlosigkeit und Ziellosigkeit. Hieran zu gesunden bedarf es einer Umkehr, einer Wendung nach Innen. Vielleicht ist das die grösste Sehnsucht, die wir miteinander teilen.

In dieser Woche wollen wir die Innenkehr stärken.

Es braucht Mut zur dieser Schweigewoche– einfach weil wir es nicht gewohnt sind, in innerer Stille zu verweilen.

 

Ein solches Retreat ist eine intensive Phase von Innenschau….

 

Einfach Sein, ohne jemand sein zu müssen. Es wird nichts von Dir erwartet, es gibt nichts zu erreichen.

Einfach nach innen lauschen und schauen, was in Dir geschieht.

Es können alte Verletzungen, Muster, Konzepte auftauchen, es auch kann sein, dass der Verstand sehr laut wird und dass viele Gedanken sich zeigen können.

Dabei ist es so kostbar, dem was auftaucht, mit Gelassenheit zu begegnen. Ohne Abwehr und ohne Festhalten. Dies schafft zugang zu einer neuen Klärung und innerer Zentrierung, welche man in dieser Tiefe bisher nicht kannte.

 

Wir sind mehr als derjenige, der wir zu sein glauben.
Immer wieder darf man sich das Recht herausnehmen, Abstand zu nehmen von den angewohnten Konditionierungen.
Wenn der innere Rückzug angegangen wird, wie man ein Grossteil seines Lebens angeht – in der Haltung von Selbstverständlichkeit und dem Glauben, die Dinge zu verstehen – entfällt ihm das transformative Potenzial.


Man mag guten Schlaf haben, exquisit essen und schönen Austausch haben und tiefe Erfahrungen, aber wenn das Realitätsverständnis nicht wankt und zusammenbricht, bleiben diese Nebeneffekte des inneren Zurücknehmens nur leere Dekoration.
Der Zusammenbruch ist ein kostbarer Moment in diesem privilegierten Leben.
Die Welt wird nicht als eigenes Eigentum für Selbstinteressen vereinnahmt, aber auch nicht als falsch und unwirklich zurückgewiesen, sondern dem Urquell gewidmet. Somit wird jede Interaktion mit der Welt zu einem Austausch mit Gott – nicht in einem pantheistischen Sinne, sondern effektiv zum Du Gottes.

 

Tatsächlich ist es so, dass wir nicht einfach in die Stille einkehren können, weil wir gewohnheitsmässig so an den äusseren und inneren Lärm geeicht sind. So kommt es, dass man sich oberflächlich zwar nach Stille sehnt, sie aber eigentlich gar nicht möchte, da man diese dann gar nicht aushalten würde. 

Deshalb brauchen wir Vorbereitung für die Stille. 

Um diese Stille zu finden, benötigen wir die Entdeckung dessen, dass es in uns drin eine Instanz gibt, welche nicht einzugreifen hat in das Geschehen und keinerlei Bedürfnis hat, sich in die peripheren Erscheinungen einzumischen. Es ist der unbewegte stille Zeuge. Dieser hat keine Hoffnungen, aus den Erscheinungen der Aussenwelt einen Gewinn zu erzielen und kennt ebenso keinerlei Abneigungen. In dieser Nüchternheit der Seele entsteht erst der Raum zu Gottesbegegnung. 

In diesem Zustand der Unberührtheit des Zeugen kann sich unser eigentlicher und natürlicher Zustand schliesslich ganz offenbaren - die Gottesbeziehung. Dann erkennt man in grosser Klarheit, dass der Urgrund für alle Unruhe in uns die Ausweichung von dieser eigentlichen Bestimmung der Seele herrührt. 

 

Bitte achtet auf den genauen Termin. Wir beginnen am Samstag und beenden das Retreat am Sonntag, sodass wir sieben ganze Schweigetage haben. 

 

6:00 Morgenmeditation

10:00 Frühstück mit kleiner Lesung - eine meditative Begleitung in den Tag

18:00 Abendessen mit einer kleinen Lesung. Ausklang des Tages mit Bhajans und Kirtan.

 

 

Unkostenbeitrag für das Seminar, Einzel-Unterkunft und alle Mahlzeiten: 350 Franken.

 

Noch ein Gedanke zur Wichtigkeit von Retreats:

 

 

Die Verhaftung am Sichtbaren ist immens. Man glaubt ans Anfassbare. Die meisten Menschen, auch diejenigen, die konfessionell nicht mehr streng gebunden sind, suchen nur nach dem Greifbaren und Denkbaren. 

Es wäre eine sehr plumpe Ausformulierung von Materialismus, wenn man glaubt, der Materialist sei derjenige, der seine Wesenskraft ins Scheffeln von Geld investiere.  

Es ist die ständige Sucht nach Sinnesimpulsen als verzweifelten Ausdruck des Unglaubens, dass man nicht wirkliches Vertrauen in seine ureigenste Existenz hat. Es ist ein Leben in einer infantilen Welt, in welcher Körperexistenz das gesamte Sein ausmacht. Die Sinnesbefriedigung ist wie eine Bestätigung zum eigenen Sein, welcher paradoxerweise genau die Nichtexistenz, nämlich unser vergängliches Dasein, stärkt und unsere Aufmerksamkeit an diese bindet.

Das Leben nach dem Credo «Lieber eng und begrenzt, als gar nichts» verunmöglicht den Sprung zur wirklichen Weite der ewigen Seele hin. 

 

Retreat bedeutet «Rückzug». 

Von was eigentlich? 

Schon früh in der Entwicklungsgeschichte in diesem Leben ahnt eigentlich jeder Mensch, dass etwas mit der Art und Weise, wie wir leben, nicht stimmt. 

Die von mir wahrgenommene Welt, die sich mir präsentiert, ist nicht die Wirklichkeit. 

 

Diesem Anfangsverdacht möchte ich nun Folge leisten... 

 

 

 

SIEHE AUCH: Angst vor der Stille